Zweiter Parlamentarischer Abend der Pferdeland Niedersachsen GmbH

Pferdeland Niedersachsen: Zweiter Parlamentarischer Abend verstärkt Dialog mit der Politik

Politik trifft Pferdesport und Pferdezucht: Anlässlich des zweiten Parlamentarischen Abends der Pferdeland Niedersachsen GmbH in Hannover traten Landtags-Vertreter am 10. Oktober 2023 erneut in den Dialog mit niedersächsischen Pferdesport- und Zuchtverbänden. Im Fokus standen in Form von Impuls-Referaten die Themen Wolf, GOT, Wirtschaftsfaktor Pferd für die Regionen sowie der gesellschaftliche Stellenwert von Pferden und deren positiver Einfluss auf Kinder.

Alexander Krause (IHK-Bereichsleiter Strategie und Region der Hauptgeschäftsführung) begrüßte die Gäste des zweiten Parlamentarischen Abends in Vertretung der IHK-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt im neuen IHK-Gebäude in Hannover: „Der Parlamentarische Abend dient dazu, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und dafür bieten wir Ihnen sehr gerne den entsprechenden Rahmen.“

Die Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages, Sabine Tippelt (SPD), machte deutlich: „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Vor allem in Niedersachsen ist dieses Glück mit einem erheblichen Wirtschaftsfaktor verbunden. Und diese beeindruckenden Zahlen mit vier Arbeitsplätzen pro Pferd machen Niedersachsen zum Pferdeland Nummer Eins im Bundesgebiet. Dazu tragen auch die großen Pferdesportevents sowie die internationalen Erfolge der niedersächsischen Pferdezucht bei. Auch der Reittourismus generiert einen wesentlichen Teil des erwirtschafteten Umsatzes. Die Sichtbarkeit dieser Angebote ist je nach Region unterschiedlich. Damit Niedersachsen weiter bundesweit an der Spitze bleiben kann, müssen sich die Pferdehalter/innen auch auf einen handlungsfähigen Staat verlassen können. Mit dem Wolfsmonitoring liefert Niedersachsen seit Jahren eine Datengrundlage zur Wolfspopulation. Die Faktenlage ist eindeutig. Es sind fast genauso viele Wölfe wie in Schweden und Norwegen zusammen. Ein Miteinander von Mensch, Pferd und Wolf ist nur mit der Entnahme von Problemwölfen möglich. Wir brauchen für so ein aktives Wolfsmanagement endlich eine Entscheidung des Bundes und der EU“, forderte Tippelt.

Dr. Katharina Wiegand (Geschäftsführerin der Pferdeland Niedersachsen GmbH) stellte die Pferdeland Niedersachsen GmbH vor und sprach aktuelle Themen an, die die Pferdesportler, Pferdehalter, Vereine und Betriebe bewegen:
„Wir vertreten ungefähr 150.000 Mitglieder der Gesellschafter. Der Wolf ist das Thema, das uns aktuell am meisten beschäftigt. Das Verhältnis zwischen Wolf und Weidetierhaltern in Niedersachsen ist momentan sehr angespannt. Wir möchten außerdem die Positionen unserer Betriebe stärken, die im Pferdetourismus tätig sind. Diesen Wirtschaftsfaktor möchten wir noch ausbauen und das Netzwerk weiterspannen. Neben den allgemeinen Teuerungen, die wir in allen Bereichen der Wirtschaft im Moment erfahren, haben wir im Pferdebereich vor allem mit der neuen Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) zu tun. Dort gibt es teilweise Teuerungen um mehrere hundert Prozent und eine umstrittene neue Hausbesuchsgebühr für Pferde. Wir merken, dass diese extrem gestiegenen Kosten durchaus eine Bedrohung für die Pferdehaltung in der Breite und die Zahlen in der Pferdezucht darstellen. Wir wünschen uns dringend, dass die GOT noch einmal überarbeitet wird. Auch innerhalb der Tierärzteschaft gibt es viele, die mit der GOT in dieser Form nicht einverstanden sind“, erklärt sie und geht auch auf positive Tendenzen ein: „Das Pferd hat das Potenzial, aktuelle gesellschaftliche Probleme zu lösen oder zumindest zu mindern. Pferde können dabei helfen, dass Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen. Pferde können bei Menschen, die an Depressionen leiden, Gutes zu bewirken. Sie können die Verbindung zur Natur wieder herstellen und lehren Verantwortungsbewusstsein, Disziplin und Verständnis für ein anderes Lebewesen zu übernehmen. Reitvereine schaffen Gemeinschaft. Es schlummern dort sehr große Potenziale, die wir im Pferdeland Niedersachsen haben, und die wir in den Fokus stellen möchten. Außerdem beschäftigen wir uns im Pferdesport zunehmend mit dem Thema soziale Akzeptanz. Wir möchten aktuelle Hürden für die Pferdehalter, wie die Verbreitung des Wolfes und die GOT bearbeiten, aber auch die Potenziale des Pferdes aufzeigen und mit der Politik in den Dialog treten, damit Niedersachsen seinem Wappentier treu bleiben kann.“

Helmut Habermann (Fachbeirat Wolf der PLN) gab einen Einblick in die aktuelle Situation zum Thema Wolf und plädierte für die Ausbildung der Jäger zur Entnahme von Wölfen. „Die Angriffe von Wölfen auf Pferde nehmen in letzter Zeit stetig zu. In den Riss-Statistiken hat das Pferd jetzt sogar eine Kategorie. Vom vielen Reden über den Wolf, muss nun auch endlich ein Handeln erfolgen. Die PLN engagiert sich dafür mit allen Interessensgruppen der Weidetierhalter im Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement und im Dialogforum mit der Politik.“

Volker Wulff (Geschäftsführer der Agentur En Garde Marketing, Veranstalter des Hamburger Derbys und der Partner Pferd Leipzig) ist Gründungsmitglied des Vereins „Pferde für unsere Kinder“ und betont wie wichtig es ist, dass alle Kinder Zugang zum Pferd haben sollten. „Wir möchten das Pferd in der Gesellschaft halten und es ihr nahebringen, so dass die Leute Verständnis entwickeln. Kinder haben noch keine Vorurteile. Wir möchten, dass jedes Kind im Rahmen seiner Persönlichkeitsentwicklung Kontakt zu Pferden hat, damit emotionale Stabilität, Übernahme von Verantwortung, Zuverlässigkeit, Freundschaft, Selbstvertrauen und Respekt vor der Natur entwickelt und gestärkt werden.“

Wulff erklärt zudem den hohen Stellenwert für Wirtschaft und Gesellschaft, die überregionale Pferdesportevents haben – nicht nur für den volkswirtschaftlichen Umsatz, sondern auch die Stärkung der jeweiligen Region und den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Er stellte das Ergebnis einer Studie vor, die den Mehrwert solcher Veranstaltungen für die jeweilige Region am Beispiel der Partner Pferd Leipzig ermittelt hat. In Leipzig waren das 23,8 Millionen Euro Umsatz. „Events bringen aber auch Menschen zusammen. Sie tragen zum positiven Image der Regionen bei und haben eine demokratiefördernde Wirkung.“

Im Anschluss an die kurzen Vortragsbeiträge hatten die Mitglieder des Landtags und alle anderen Gäste  Gelegenheit, mit Referenten sowie Vertretern der Sport- und Zuchtverbände ins Gespräch zu kommen. Urška Kamenšek (Zuchtleitung und Geschäftsführung Ponyverband Hannover): „Ich fand die Themenwahl der Impulsvorträge sehr aktuell und wichtig, denn wir merken in unserer täglichen Arbeit, wie sehr unsere Züchter besorgt sind, wenn es um die Themen Wolf und GOT geht. Viele unserer Züchter reduzieren ihren Bestand oder geben die Zucht sogar ganz auf.“

Die Agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Niedersachsen, Karin Logemann, zog ein positives Fazit: „Heute Abend wurden die dringlichen Themen angesprochen. Der Wolf ist das, was uns Weidetierhalter in erster Linie beschäftigt. Auch die Gebühren bei den Tierärzten macht die Sache für Pferdehalter nicht leichter. Ich komme aus der Wesermarsch, einem ländlichen Bereich mit zwei Reitvereinen im Ort, und muss feststellen, dass die Kostensteigerung rund um den Pferdesport viele Leute betrifft, die sich das nicht mehr leisten können. Deswegen fand ich den Vortrag von Volker Wulff sehr interessant, wie man allen Kindern den Zugang zum Pferd ermöglichen kann. Denn Reiten ist nicht elitär, und es gibt viele Möglichkeiten im Verein. Ich finde auch den ganzen Bereich des Therapeutischen Reitens unheimlich wichtig. Wir müssen außerdem auch dafür sorgen, dass wir ein regional differenziertes Bestandsmanagement beim Wolf haben. Gerade als Weidetierhalterin, finde ich, dass es so nicht weitergehen kann. Der Wolf und wir in der entwickelten Kulturlandschaft passen in dieser Form nicht zusammen.“

Zweiter Parlamentarischer Abend der Pferdeland Niedersachsen GmbH: Dr. Katharina Wiegand (Geschäftsführerin der Pferdeland Niedersachsen GmbH, 4. v.l.) begrüßt die Vorsitzenden und Geschäftsführer/innen der PLN-Gesellschafterverbände Sport und Zucht. Foto: PLN/ Pantel