Chronik

Zum 50-jährigen Jubiläum
der Zuchtstätte Familie Joachim Völksen, Hannover
von Eberhard Holin, Stand 2007

Heinrich Völksen

1958 erwarb Heinrich Völksen (Jahrgang 1928, Vater von Joachim Völksen) das erste Pony. Mitte Dezember wurde es zu Fuß bei Schneegestöber aus einer benachbarten Ortschaft in den heimischen Stall nach Wettbergen (heutiger Stadtteil von Hannover) geholt. Ein braunes Shetlandpony mit Namen Hansi sollte das Weihnachtsgeschenk für Sohn Joachim sein, der im August desselben Jahres geboren worden war. Natürlich hatte sich Heinrich Völksen mit dem Kauf auch selbst eine große Freude bereitet, da er mit Pferden aufgewachsen war.

Joachim Völksen als "Little Joe" 1963

Bald traf ein, was auch anderswo häufig zu beobachten ist: Wo ein Pony steht, stehen kurze Zeit später auch zwei, dann sogar drei (Hansi, Monika und Peter), und so nahm eine angenehme Entwicklung ihren überaus positiven Verlauf... Auch der später geborene Sohn Torsten fand gefallen an den Ponys. In den Kinderjahren wurden erste Reitversuche gemacht. Die Grundausbildung erfolgte bei der bekannten Dressurreiterin Carola Lampe, Wettbergen (Bundesdressurkader). Besonders viel Freude bereitete den Kindern und ihren Freunden das Nachspielen bestimmter Szenen der damals sehr beliebten Westernserie Bonanza. Auch wurden zu dieser Zeit schon einige Fohlen gezüchtet.

 

Silver mit Fohlen von Suitor Joachim u. Heinrich Völksen 1972

1968, als die Söhne Joachim und Torsten den Shetlandponys entwachsen waren, stellte Heinrich Völksen die Zucht auf Welsh- bzw. Reitponys um. Nun nahm das züchterische Wirken schon deutlichere Konturen an. In den ersten Jahren wurde mit den Hengsten Suitor WB von Trefescob Hector, Daddy DR von Diem OX (Karl-Heinz Rosemeyer, Lohnde) sowie Madkour OX von Hadban Enzahi (Holger Ismer, Ströhen) gezüchtet. Größtenteils wurde die Nachzucht verkauft oder vereinzelt in den Bestand integriert. Mitte/Ende der 70-er Jahre, als der Ponyabsatz deutlich rückläufig wurde, schränkte Heinrich Völksen die Ponyzucht ein und verkleinerte den Bestand. Jetzt stand das Reiten und Fahren im Vordergrund.

Übergabe

Kathrin Völksen mit Inja (von Shagar) 1995

Nach beruflichem Auslandsaufenthalt musste Joachim Völksen 1982 nach Hannover zurückkehren, um den elterlichen Bäckereibetrieb zu übernehmen, da sein Vater erkrankte. Bald erfolgte auch die Übernahme der Ponyzucht. Es befanden sich zu dieser Zeit noch zwei ältere Reitponystuten im Bestand, die aber von Typ, Ausprägung und Größe nicht mehr dem damaligen Standard entsprachen. Es war geplant, mit einem Veredlerhengst die Stuten anzupaaren, um bei den Fohlen mehr Größe und Adel zu erzielen. Leider brachten die Anpaarungen mit dem für diese Zwecke erworbenen Hengst keine deutliche Verbesserung. Erst die Nachzucht der Zargotochter Imrah mit dem arabischen Vollblüter Shagar OX (Holger Ismer, Ströhen) wurde den züchterischen Erwartungen gerecht.

Drei Linien bilden die Grundlage

Die I-Linie

Indra (von Folklore) u. Carolin Völksen 2004

Die I-Linie, mit der bereits Heinrich Völksen begann, resultiert aus der Verbindung Zargo/Shagar. Neben einigen bewegungsstarken Nachkommen, folgte aus dieser Anpaarung die Stute Inja DR, die dem überragendenden Vererber Folklore von Pony Power Darling Boy (Besitzer Bart van Oene, Müsleringen) zugeführt wurde. Aus dieser Verbindung kam die sehr gute Zucht- und Sportstute Indra. Aus ihr stammt der Prämienhengst Online Ixes, der bereits in jungen Jahren durch sportliche Erfolge auf sich aufmerksam machen konnte. Sein Vater ist der Körungssieger und Sieger der Leistungsprüfung Okay Big Bambu von Obsession Balu von Burstye Orpheus (vormals im Besitz von Sabine Dupree-Gerstenkorn). Indra wurde später verkauft und ist derzeitig im hessischen Landeskardar für Vielseitigkeit aktiv. In der I-Linie kann Familie Völksen auf fünf selbst gezüchtete Generationen zurückblicken: Inka-Imrah-Inja-Indra-Online Ixes. Diese Linie steht für beste Umgänglichkeit und Leistungsbereitschaft; sehr gute Dressur- und Springveranlagung.

Indra

Folklore

Pony Power Darling Boy DR

von Downland Folklore

Brigitte DR

von El Malaak

Inja

Shagar OX

von Ghazal OX

Imrah DR

von Zargo

Die B-Linie

Baghira, Joachim Völksen, Bali 1994

Die B-Linie ist besonders wertvoll, da sie auf alten hannoverschen Welsh- und Reitponylinien (Dandy-Carel, Curry, Lord) basiert. Ende der 80ger Jahre wurde die junge Stute Babsy von Herbert Reissner, Nordgoltern, erworben. Diese Candy-Carel / Black-Magic Tochter stand sehr stark im Welsh-Typ. Sie wurde 1992 gegen stärkste Konkurrenz FN-Bundessiegerstute in Cloppenburg. Ihre Tochter Baghira von Czako (später Familie Professor Dr. Herbert Bauer) wurde 1994 IG-Bundessiegerstute.

Bali u. Bahia Internationaler Fohlensieger Pb

Ihre Halbschwester Bali, von Multichampion Ibn Mohafez OX (Sieger der Körung, Sieger der Leistungsprüfung, DLG-Siegerhengst, nationaler- und internationaler Champion), Besitzer Ingrid Schulz, Celle, war auf Schauen, im Sport und in der Zucht sehr erfolgreich und befindet sich heute noch im Besitz von Familie Völksen. Aus ihr stammt die Staatsprämienstute Bari von Display II (Diplomat-Domingo), die auf der IG-Bundesschau 2002 Reservefohlenchampion wurde. Neben weiteren Schauerfolgen auf IG und Verbandsebene legte sie dreijährig ihre Leistungsprüfung mit der Traumnote 8,25 ab. 2007 hatte sie ein sehr elegantes Hengstfohlen von Kennedy, von Kaiserjäger (Familie Coldewey, Großenkneten) und ist nun tragend von Online Ixes, um die Gene der I-Linie zu erhalten. Die B-Linie steht für sehr viel Menschenbezogenheit und Ponytyp; gute Dressur- und Vielseitigkeitsveranlagung.

 

Babsy DR

Candy-Carel DR

Dandy Carel (Welsh-B)

von Llanarth Carel (Welsh-B)

Camilla DR

von Curry DR

Ballerina Welsh-B

Black Magic (Welsh-B)

von Chirk Crogan (Welsh-B)

Conny (Welsh-B)

von Arkelhof`s Sunlight (Welsh-B)-Solway Master Bronze

Die E-Linie

Bari (von Display II) u. Carolin 2005

Die E-Linie wurde mit der Stute Enjoy-Day-Dream von Marquis AA begründet. Sie geht mütterlicherseits auf das bekannte Westongestüt zurückgeht (Weston Sandpiper) und ist aber bereits mit der B-Linie verschmolzen. Die Vorzüge der jungen Stute Enjoy-Day-Dream waren bei hervorragender Typausstrahlung die hohe Rittigkeit und der überragende Schritt. Neben ihren bekannten Welsh-Vorfahren ist in ihrem Pedigree der überragende Vollblüter Cardinal XX zu finden. In der Anpaarung mit Diplomat von Domingo (Wilhelm Kreibohm, Alferde) brachte sie den gekörten Sohn Display II (später Ilka Jagels, Ringstedt), der selbst bei viel Ponytyp über hervorragende Charaktereigenschaften verfügt. Enjoy-Day-Dream selbst war neben vielen Erfolgen in Reitpferdeprüfungen beim Bundeschampionat der 3jährigen Reitponys (damals noch zusammen mit Hengsten) im vorderen Feld platzieren.

Display II (Diplomat/Marquis)
Display II (Diplomat/Marquis) 2001

Im selben Jahr legte sie ihre Leistungsprüfung mit der Note 8,1 ab. Aus einer späteren Verbindung mit dem Europameister Dressur, Candy-Man II von Chirk Ceiniad (Erich Beneke, Schneverdingen) fiel ein Hengstfohlen, das später nach Kanada verkauft wurde. Aufgrund der sehr guten Kombination der E- mit der B-Linie (Bali x Display II = Bari), konnte die E-Linie aufgegeben werden. Enjoy-Day-Dream wurde anschließend über die Verkaufsschau bei Familie Marx, Alsfeld, für den Einsatz im Sport verkauft. Die E-Linie stand für Adel, hohe Rittigkeit und sehr überzeugende Grundgangarten, bei vorzüglicher Dressurveranlagung.

 

 

Display II

Diplomat DR

Domingo DR

von Derby DR

Suleika DR

von Shalom WB

Enjoy-Day-Dream

Marquis AA

von Matcho AA

Erle DR

von Faruk DR

Online Ixes

Online und Henrike Habermann
Online und Henrike Habermann 2005

Herausragende Säule im züchterischen Wirken ist der Prämienhengst Online Ixes. Er befindet sich heute im Besitz von Frau Dr. Birgita Habermann, Hänigsen, die ihn als Jährling erwarb. Der Hengst wird von ihrer Tochter Henrike geritten. Online platzierte sich sowohl Drei- als auch Vierjährig beim Landeschampionat der Deutschen Reitponys in Hannover. Außerdem bestand er die Qualifikation als Fünf- und Sechsjähriger für das Bundeschampionat in Warendorf. Als Fünfjähriger sogar in allen Disziplinen (Dressur, Springen und Vielseitigkeit). Als Sechsjähriger belegte er in Warendorf den 6. Platz in der Dressur. Einige Wochen zuvor errang er mit seiner Reiterin Henrike den 4. Platz bei den Landesmeisterschaften Pony-Dressur als Hengst und als jüngster Teilnehmer. Im Februar 2007 wurde er in Berlin bei der Bundeshengstschau der Sportponyrassen Bundesreservesieger der vielseitig veranlagten Hengste und belegte Platz 3 bei den springbetonten Hengsten. Besondere Anerkennung muß Frau Dr. Habermann zugesprochen werden, die ihn als Tierärztin nach einer sehr schlimmen und langwierigen Weideverletzung erfolgreich behandelte und wieder aufbaute.

Online Ixes

Okay Big Bambu DR

Obsession Balu DR

von Burstye Orpheus DR

Josta DR

von Feldhofs Oberon

Indra DR

Folklore DR

von Ponny Power Darling Boy DR

Inja DR

von Shagar OX

Zuchtkonzept

Nach Auffassung von Joachim Völksen kommt es in der Zucht darauf an, klare züchterische Vorstellungen und Zielsetzungen zu entwickeln. Durch das Zusammenführen der drei beschriebenen Linien sollte eine Vereinigung und Kumulierung ihrer Vorzüge erreicht werden. Die genauen Kenntnisse der Stärken und Schwächen der jeweiligen Linien über mehrere Generationen hinweg bildete für Joachim Völksen die Basis für sein züchterisches Handeln.

Fam. Völksen und Bari 2005

Be My Snowflake geb. 2009 (nachgetragen 2010)

Online Ixes DR

Okay Big Bambu DR

von Obsession Balu DR

Indra DR

von Folklore DR

Bari DR

Display II

von Diplomat DR

Bali

von Ibn Mohafez OX

Joachim Völksen hält in der modernen Reitponyzucht eine Zusammenführung von Welsh-B- mit Araber- und Vollblut für absolut ideal. Dadurch, dass nahezu fast alle in Deutschland in der Zucht befindlichen Welsh-B-Linien sowohl orientalisches als auch englisches Vollblut führen, hält er eine solche Kombination für sehr kalkulierbar. Nach seiner Auffassung sollte im Idealfall der „Pony-Typ" vom Welsh-B kommen, der „Adel" vom Araber und die „Reiteigenschaften" vom Vollblüter bzw. vom Angloararber. Joachim Völksen benennt Valentino (Originalname: Oakley (C) Bubbling Bobbety), Besitzer Hans-Georg Bönninger, Tönnisvorst, und Brilliant (Originalname: Bendict of Piran), Besitzer Herold Coldewey, Großenkneten, als beispielhafte Vorbilder für diese Blutkombination. Nach seiner Auffassung müsste es gelingen, in den nachfolgenden Generationen mit entsprechenden Reitponyhengsten (ca. 40 % Welsh-B, 30 % Araber, 30 % Englisches Vollblut), eine Konsolidierung der Zucht einzuleiten. Der Begriff „Edle Reitponys" für die Zuchtstätte der Familie Völksen entstand nach diesem Konzept vor mehr als 25 Jahren.

 

Die Zucht ein Familienbetrieb

Victoria's Grace u. Carolin 1997
Victoria's Grace u. Carolin 1997

Die Reitponyzucht Völksen ist ein „Familienbetrieb". Zu einer festen Säule ist mittlerweile Tochter Carolin, geb. 1990, geworden. Mit ihrer früheren Welsh-A-Stute Victoria`s Grace von Coed Coch Orig (Züchter Fritz Lehmann, Nordenham) war sie nicht nur Bezirksmeisterin im Jungzüchterwettbewerb, sondern auch in Führzügelklassen und Reiterwettbewerben erfolgreich. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung in sportlicher Hinsicht erreichte sie mit der Stute Bali. Ihre sportlichen Ambitionen hat sie zurzeit eingeschränkt, um sich mehr um die Ausbildung der jungen Ponys zu kümmern.

Sohn Joachim junior hilft gern bei der Stallarbeit und zeigt auch Talent beim Reiten, scheint sich aber zurzeit mehr für das Fußballspielen mit seinen Schulfreunden zu interessieren. Ehefrau Kathrin Völksen, geb. 1964, reitet ebenfalls seit frühester Jugend. Sie ist im Besitz der Trainer-B-Lizenz und hat vormals in ihrem Heimatreitverein Clausthal-Zellerfeld viele Jahre den Reitunterricht geleitet. In ihrer Jugend war sie eine begeisterte Turnierreiterin. Mehrfach nahm sie in dieser Zeit an den Landesmeisterschaften „Vielseitigkeit" teil, zweimal wurde sich hoch platziert. Während ihrer Studentenzeit arbeitete sie „nach Feierabend" in einem Ausbildungsstall als Bereiterin. Ihr Hannoveraner Wallach Abadan von Akzent II/Ferdinand erfreut sich im hohen Alter immer noch bester Gesundheit. Gern trägt er seine Reiterin für erholsame Austritte durch das Gelände.

Carolin u. Julia mit Grace, Joy u. Fohlen 1998
Carolin u. Julia mit Grace, Enjoy Day Dream u. Fohlen 1998

Joachim Völksens Bruder Torsten, der in der Jugend ebenfalls geritten ist, nimmt mit seiner Frau Gabriele und den Kindern Julia und Torben ebenfalls regen Anteil am Zuchtgeschehen. Während sich Torben um den technischen Teil (Treckerfahren) kümmert, ist Julia ebenfalls eine begeisterte Reiterin. Selbst Mutter Margrit Völksen, inzwischen 77 Jahre alt, übernimmt sehr oft morgens oder in der Urlaubszeit das Füttern, um Kinder und Enkelkinder zu entlasten.

 

Zusammenfassung

Der Zuchtstall Völksen war über diesen langen Zeitraum immer ein „Kleinbetrieb". Es wurde immer mit zwei bis maximal drei Stuten gezüchtet. In den letzten 30 Jahren wurden ca. 40 Reitponyfohlen geboren. Die Hengstfohlen wurden nach dem Absetzen verkauft und die Stutfohlen, wenn sie mehr Qualität als die Mütter erkennen ließen, später in den Bestand integriert. Alle in die Zucht befindlichen Stuten haben eine überdurchschnittliche Leistungsprüfung abgelegt und waren im Prüfungslot regelmäßig auf den ersten drei Plätzen zu finden. Zusätzlich werden (wurden) alle Stuten auch gefahren. Stuten, die sich zum Fahren nicht eigneten, wurden trotz bester Leistungsveranlagung nicht in die Zucht integriert, denn die Charaktereigenschaften stehen bei Joachim Völksen an oberster Stelle, da die Ponys in erster Linie für Kinder und Jugendliche gezüchtet werden.

Joachim Völksen mit den Stuten Bali und Indra
Joachim Völksen mit den Stuten Bali und Indra Hannover Messe 2002

Aufgrund der Tatsache, dass Familie Völksen am Rande einer Großstadt lebt, ist auch platzbedingt eine Vergrößerung nicht möglich gewesen. Vier Ponys befinden sich zur Zeit im Bestand. Bali von Ibn Mohafez, ihre Tochter Bari von Display II und die 2004 geborene Beyonce von Dino B (vorm. Deckstation Hans Schumacher, Ottendorf), die zurzeit von Carolin geritten wird. Wenngleich die Hengstfohlen bislang immer verkauft wurden, hatte sich in diesem Jahr der „Zuchtrat" dazu entschlossen, dass Kennedy-Fohlen Kick Down nicht zu verkaufen. Bei Bekannten ist es in die Aufzucht gegeben. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass hier etwas ganz besonderes heranwächst ....