Ein kleiner Querschnitt von der Entwicklung der Reitponyzucht in Deutschland

Die Anfänge der Reitponyzucht in Deutschland begannen in bescheidenem Umfang etwa um 1960. Nach britischem Vorbild solle ein Pony gezüchtet werden, das für den Einsatz im Sport für Kinder geeignet war.

Erst in den 70er Jahren wurde im Rheinland von H.G. Bönniger durch die Importe von Valentino (Originalname Oakley Bubbling Bobbety v.Bwlch Valentino a.d. Bubbles) und Dandy (v.Catherston Red Gold a.d Violina v.Gredington Viceroy- Criban Victor), die beide schon "Endmaß" besaßen, der Durchbruch geschafft.

Zunächst brillierte vor allem Valentino mit einer Vielzahl von Söhnen, die Verbreitung und Zuspruch aus fast allen Teilen der Republik erfuhren. Besonders wertvoll waren im Rheinland aber Valentinos Töchter, diese in Anpaarung mit Dandy oder seinen Söhnen. So bildet Derby (v. Dandy) mit seinen Söhnen, den Vollbrüdern Derbino im Rheinld. und Domingo in Westf. (a. d. Valerina v. Valentino) mittlerweile eine wahre Dynastie, die mit einer Vielzahl von Nachkommen in Zucht und Sport ganz Deutschland überziehen. Ein weiterer bedeutender Sohn des Dandy, Dancer (a. d.Valerina v. Valentino-Downland Chevalier), bildet den zweiten Ast dieses Baumes.

Dressman I
Dressman I

Burstye Orpheus (v.Oakley Bubbling Spring, einem Vollbruder des Oakley Bubbling Bobbety, a.d. Burstye Fortuna-Downland Chevalier) kam nach einem kurzen Gastspiel in Holland 1979 nach Westfalen. Hier hinterließ er u.a. als Landbeschäler in Warendorf einige hochdekorierte Nachzucht u.a. die Stuten Opia und Odessa sowie mehrere gekörte Söhne. Orpheus verließ 1987 Westfalen Richtung Hessen, wo er zum Elitehengst avancierte. Neben Burstye Orpheus ist auch Rosedale Tiberius (v.Tanlan Julius Caesar WB) in Westfalen stationiert gewesen. Er gründete mit seinen Söhnen, den Vollbrüdern Merlin und Till the Champ, sowie dem Bundeschampion Traumfürst, eine bedeutende Hengstlinie, die auch in anderen Bundesländern Verbreitung fand. Auch Durello und Silvertop`s Ricco, letzterer v.a. mit dem 2-maligen Bundeschampion Silvertop´s As (a.d.Nadin v. Niklas I u.d.Suleika-Shalom) und für Hannover Silvertop´s Rondo (M.v. Merafic ox-Curry WPB), fanden und finden immer noch starke Verbreitung. Domingo, als Vollbruder des Derbino im Rheinland gezogen, lieferte nicht nur die "Dressmänner" (a.d. Nadin-Niklas I-Shalom), von denen Dressman I vierfacher Bundeschampion und mehrfacher Europameister der Dressur wurde, sondern auch für Hannover Diplomat (a.d.Suleika-Shalom). Andere einflußreiche Welsh-Hengste waren Chameur WB (v. Combi Edel Boy) mit seinen Söhnen Chagall und Calypso, Sir (eigentlich Downland Fleetfoot) und Shalom (a.d.Downland Fleur). Oder auch Chirk Ceiniad (a.d. Chirk Ceinwen) mit Candy Man I und II, Downland Dragoon mit Downland (a.d.Sarnau Saphire) und "Downland" Donner (a.d. Downland Fleur), der das Prefix zu Unrecht führte, da er zwar rein "Downland" gezogen, aber nicht auf Downland gezüchtet wurde.

Die Grundlage der Reitponyzucht in Westfalen lieferten aber die Wildbahnponys, die zunächst v.a. mit Vollblutaraberhengsten und dem Anglo-Araber Nazim x größer und edler gezüchtet wurden.

Die Grundlage in Weser-Ems bildete eine Vielzahl hochwertiger Welsh A und B Stuten. Die Reitponyzucht wurde hier mit Angloarabern wie Nazim x größer und edler gezüchtet wurden. Caid, Aviso und Florist vorangetrieben. Aber auch Englisches Vollblut spielte im Zuchtprozess eine hervorragende Rolle. Der alles überragende und weit über Weser-Ems verbreitete Vererber aber ist sicherlich Brillant (Orig.Name: Benedict of Piran, v.Piran John Halifax-Bwlch Hill Wind-Blue Domino a.d. St Lawrenz Lilac Time-Arthur Sullivan xx-Downland Dominie). Brillant ist von Vater wie Mutterseite auf Blue Domino und die berühmte Criban Heather Bell ingezogen. Criban Heather Bell ist u.a. Mutter der Downland Dragonfly, diese wiederum Mutter zu Downland Dauphin, Vater von Downland Chevalier. Er hat über seinen Sohn Boss (Zü. Und Bes. J. Reese) in Hannover ebenfalls eine bedeutende Linie begründet.

Besonders erwähnen möchte ich noch die Welsh-B Hengste Constantin und Heros mit ihren Nachkommen, die auch in Anpaarung mit kleinen Warmblutstuten, serienweise beste Zucht- und Sportponys lieferten.

Auch in Hannover gab es eine große Anzahl (kleiner) Welsh-Stuten. Hier kamen zunächst mit Lord (Orig.Name: Bolgoed Casanova WP-BR 80, v. Downland Dominie u.d. Bolgoed Extravagance WA) und Curry (Orig.Name: Cusop Frolic WP-BR 135, v.Cusop Policy WP-BR 14 u.d. Monkham Springflower No.7440 FS1) zwei Englandimporte zum Einsatz. Lord konnte zu seiner Zeit als ein Idealpony gelten. Er legte über seinen Vater Downland Dominie mit seinen Nachkommen die Grundlage für den Blutanschluss zu Brillant. Curry war besonders wertvoll: seine Mutter Monkham Springflower ist eine Tochter der Palominostute Sunday No. 583 FS, die auch Mutter des weltberühmten englischen Reitponyvererbers Bubbly war. Später kam als weiterer Englandimport Galant (Orig. Name: Cilcennin Statesman v.Downland Chevalier a.d. Twylands Booklet-Solway North Wind), der über seinen mütterlichen Großvater das Blut des neben Bubbly ebenso berühmten Bwlch Valentino einbrachte. Diplomat siedelten aus Westfalen auf die Deckstation W. Kreibohm ins Hannoversche über und ist mit Söhnen und Töchtern weit verbreitet. Die Hollandimporte Folklore (v. Power Boy u.d.Brigitte-El Malaak) Bes. b. v. Oene und Zandheuvel´s Sunny Boy (v.Boomer u.d. Floras Hof Primrose-Downland Folklore) brachten ebenso frisches Blut nach Hannover wie auch Danny Black (v.Derby M.v.Chameur) selbst und mit seinem Sohn Dino B (M.Valina v. Valentino), die die begehrte rheinische D-Linie verankern helfen. Auch der französische Anglo Araber Matcho (v.Pancho II) hat über seinen Sohn Marquis und weitere Nachkommen "Edelblut" in die hannoversche Reitponyzucht eingebracht und positive Wirkung hinterlassen.

Norbert Hahn
Zierenberg, Mai 2008