Wir sprechen von Welsh-Partbreds, meinen aber Reitponys

Ein kritischer Beitrag zu diesem viel diskutierten Thema mit persönlicher Anmerkung

aus "IG Welsh Jahrbuch 2010" von Joachim Völksen

 

Einleitung:

Noch bevor sich die IG Welsh in Deutschland formiert hatte, um Verbänden und Züchtern die Rasse Welsh, und somit auch das Welsh-Partbred, näher zu bringen, waren einige fortschrittliche Züchter in Deutschland der Auffassung, ein Reitpony nach britischem Vorbild zu züchten, damit den Kindern und Jugendlichen ein ideales Pony für alle sportlichen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden konnte. Aus dieser geschichtlichen Entwicklung heraus etablierte sich in Deutschland der Begriff Deutsches Reitpony wesentlich früher, als der des Welsh-Partbreds. Dass die Pioniere der Deutschen Reitponyzucht auch gleichzeitig Welsh-Partbred-Züchter waren, konnten sie damals noch nicht ahnen, da die Entstehung dieser Rasse seinerzeit auf kleineren Welsh-Stuten (in Westfalen auch zum Teil Wildbahnstuten) gepaart mit Arabischen Hengsten der verschiedenen Gruppierungen, basierte.

Der neue Begriff:

Als sich nun in den 70iger Jahren die IG Welsh in Deutschland gründete, wurde auch die „Sektion“ Welsh-Partbred unter diesem Begriff eingeführt. Für viele Züchter war im Grunde genommen das selbe Pony, welches im Zuchtverband als Reitpony geführt wurde, in der IG Welsh das Welsh-Partbred, mit seinerzeit 25 % Welsh-Anteil, heute 12,5 %. Lediglich nach der Bereinigung der Sektion B in den 80iger Jahren, wurde bei einigen Verbänden (z. B. Hannover), ein Stutbuch für Welsh-Partbreds eingeführt, da man nach der „Ausmusterung“ als Konzession den Besitzern der vormals B-Produkte, eine Möglichkeit der Weiterzüchtung geben wollte. Kurze Zeit später siedelten die zum Teil qualitätsvollen ehemaligen B-Stuten und B-Hengste aber in die Stutbücher der Reitponys um. Bis auf wenige Ausnahmen wurde nach diesem Muster verfahren. Durch den Umstand, dass nun viele vormals als B-geführte Zuchtprodukte in die Reitponyzucht gelangten, erfolgte noch einmal ein erheblicher Einfluss des Welsh-Anteils.

Heutiger Stand:

Arbeitet man die Kataloge der FN Bundesstuten- und FN Bundeshengstschauen der letzten 15 Jahre durch, so ist festzustellen, dass alle ausgestellten Ponys den Welsh-Anteil von heute 12,5 % erreichen. Beim Durchforsten der Hengstlisten hat sich herausgestellt, dass kein Reitponyhengst ab Jahrgang 1994 unter dem vorgeschriebenen Welsh-Anteil von 12,5 % liegt. Lediglich Zuchtprodukte, die aus der Anpaarung, z. B. New Forrest x Englisch Vollblut/ Araber entstanden sind, wären seinerzeit durch das Raster gefallen. Diese Produkte wurden dann aber wiederum mit Reitponyhengsten gepaart, die über 25 % Welsh-Anteil verfügten, so dass die Nachkommen dieser Verpaarungen den Mindestanteil locker erreichten.

Warum eine Begriffsänderung?

Nachstehend einige Beispiele, welche Zuchtprodukte unter der Rubrik Welsh-Partbred ausgestellt werden können: Vollblut x Welsh-Cob = Welsh-Partbred Welsh Sektion B x Fjordpferd = Welsh-Partbred Welsh A x Dülmener = Welsh-Partbred Anders formuliert könnten Ponys mit allen möglichen Rassen im Pedigree in den Klassen der Welsh-Partbreds ausgestellt werden. Entscheidend wären hierfür nur die 12,5%-Welshanteil sowie ordnungsgemäße Abstammungspapiere eines anerkannten Zuchtverbandes. Sicherlich sind diese extremen Beispiele etwas überzogen, sollen aber verdeutlichen, welche vielschichtigen Möglichkeiten vorhanden sind. Selbst wenn Kreuzungsprodukte, wie oben geschildert, in die Silhouette der Rassebeschreibung passen würden, wäre die Frage zu stellen, ob Nachkommen aus diesen Kombinationen die genetische Grundlage für die von uns angestrebte Rasse mit brächten. Nach meiner 15-jährigen Richtertätigkeit in der IG Welsh werden auf Schauen jedenfalls in der Klasse der Welsh-Partbreds Zuchtprodukte vorgestellt, die absolut in die Rassebeschreibung der Reitponys gepasst hätten; vielleicht nur mit dem Zusatz, dass sie mit einem bestimmten Welsh-Flair ausgestattet sein sollten. Es muss an dieser Stelle auch deutlich die Frage gestellt werden, ob sich ein verantwortungsvoller Züchter in einer „Sektion“ wohl fühlt, in der er schon vom Begriff her nicht als Rassezüchter ernst genommen werden kann. Hier bietet der Begriff: Deutsches Reitpony (mit 12,5% Welsh-Anteil) doch eine erheblich bessere Grundlage der Begriffsbestimmung!

Meine persönliche Ansicht:

Ich habe in den vielen Jahren meiner IG Welsh-Zugehörigkeit immer wieder Neueinsteigern erklären müssen, wie die Begriffe Welsh-Partbred und Deutsches Reitpony einzuordnen sind. Grundsätzlich waren bei kritischen Nachfragen die Argumente, warum Partbred und nicht Reitpony, wenig sattelfest. Für viele ist ihr Reitpony auch ein Welsh-Partbred oder umgekehrt. Ich bin der Auffassung, dass es an der Zeit ist, sich auch in der IG Welsh zu öffnen, und die Welsh-Partbreds in „Deutsches Reitpony mit 12,5% Welsh-Anteil“ umzubenennen. Zum einen haben wir in Deutschland andere Grundvoraussetzungen als im Mutterland und zum anderen würden wir dazu beitragen, das Dickicht der Begriffe auszudünnen. Für mich als „Freund der Welsh-Ponys“ wird es immer wichtig bleiben – aufgrund der vielen Vorzüge – einen relativ hohen Welsh-Anteil in meiner Reitponyzucht zu konservieren.

Durch den Umstand der Situation ist es meiner Generation möglich, bei der Weiterentwicklung einer Rasse mitwirken zu dürfen. In der Weiterzüchtung muss es nun Vorrang haben, die verschiedenen Strömungen der einzelnen Rassen, die in der Reitponyzucht Verwendung gefunden haben, aus den ersten Generationen zu verdrängen, damit eine verhältnismäßig hohe Absicherung in der Vererbung entsteht. Einer späteren Auffrischung durch Welsh- oder Veredlergene steht bei konstanter Durchzüchtung nichts im Wege.

Blicken wir in die Historie, so ist zum Beispiel auch die Welsh-Cob-Zucht nach ähnlichem Muster entstanden.

Babsy (von Candy Carel) 93,75% Welsh-Blutanteil
Beyonce (von DinoB) 52% Welsh-Blutanteil
Enjoy-Day-Dream (von Marquis) 12,5% Welsh-Blutanteil
Online Ixes 28 % Welsh-Blutanteil
Indra (von Folklore) 28,5% Welsh-Blutanteil
Links Baghira (von Czako) 46,87% Welsh-Blutanteil